Unsichtbares sichtbar machen – Prämiertes Theaterprojekt beim NSU-Prozess in München

Der mit dem renommierten Bertini-Preis ausgezeichnete Theaterkurs „Rosarot ist eine Mischfarbe“ der Stadtteilschule am Hafen hat zwei Tage lang im Mai den NSU-Prozess in München begleitet und sich erneut in die Komplexität des Falls eingearbeitet. Die Projektleiterin und Lehrerin Celina Rahman resümiert hier die Projektarbeit.

Ein Jahr Vorbereitung des Theaterprojektkurses (14 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe), fünf Tage Theatertreffen „Unentdeckte Nachbarn“ 2016 (in Chemnitz und Zwickau), drei städteübergreifende Aufführungen in Hamburg und die Auszeichnung des Bertini-Preises 2016 haben gezeigt, dass es ein gemeinsames Interesse gibt, aufzuarbeiten, zu erinnern, sich zu positionieren und sich auch kritisch mit sich selbst zu beschäftigen.

Was, wenn es immer wieder passiert, es aber nicht gesehen wird? Das Leiden der Betroffenen in den Vordergrund zu rücken und die Geschichten zu erzählen, die die NSU-Morde in Deutschland verursacht haben, das war ein Ziel der Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex. Bis heute. Der Theaterprojektkurs begann im Frühjahr 2016 mit der szenischen Auseinandersetzung in Hamburg, Chemnitz und Zwickau. Im Mai 2017 besuchten die Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule am Hafen an zwei Tagen den NSU-Prozess in München, der seit mehr als vier Jahren an drei Tagen in der Woche stattfindet. Unterstützt wurde der Kurs von NSU-Watch (Friedrich Burschel), um den Theaterprojektkurs auf den 363. und 364. Prozesstag vorzubereiten.

Die Mehrdimensionalität des NSU-Komplex wurde an diesen Tagen zum wiederholten Male bewusst. Im Nachgespräch waren sich alle beteiligten Projektfahrtteilnehmerinnen und -teilnehmer einig, dass die städteübergreifende Auseinandersetzung notwendig war, um komplexe Themen zu besprechen und aktiv in den Austausch zu treten. Das Ergebnis der geschaffenen Schnittstellen ist eine Reise einmal quer durch das Land.

An dieser Stelle dankt der Theaterprojektkurs „Rosarot ist eine Mischfarbe“ dem Bundesverband „Darstellende Künste“, dem Theatertreffen „Unentdeckte Nachbarn“ (Franz Knoppe), NSU-Watch  und nicht zuletzt der Jury des Bertini-Preises. Ohne das Preisgeld wäre eine Fahrt nach München nicht zu finanzieren gewesen.

Celina Rahman