Vivarium (BNE)

Das Schulvivarium als nachhaltiger Lernort im Sinne der Agenda 2030

Ein Schulvivarium bietet weit mehr als die Möglichkeit, Tiere zu beobachten und zu pflegen – es ist ein lebendiges Klassenzimmer, das Schülerinnen und Schülern die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung unmittelbar erfahrbar macht. Im Sinne der Agenda 2030 trägt das Schulvivarium auf vielfältige Weise zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bei und unterstützt insbesondere folgende Nachhaltigkeitsziele (SDGs – Sustainable Development Goals).

Unmittelbare Wirksamkeit auf die Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Abbildung zeigt die unmittelbaren Wirksamkeitsbereiche zwischen dem Vivarium und den Nachhaltigkeitszielen, wie sie im nachfolgenden Textabschnitt beschrieben stehen (Zum Vergrößern klicken! Nicht barrierefrei).

Durch die direkte Auseinandersetzung mit Tieren und ökologischen Zusammenhängen schafft das Schulvivarium ein nachhaltiges Lernumfeld, das tiefgehende Bildungsprozesse und handlungsorientiertes Lernen fördert. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag zu hochwertiger Bildung (SDG 4), denn das Schulvivarium vermittelt praxisnah biologische und ökologische Zusammenhänge und lässt Schülerinnen und Schüler durch eigene Beobachtungen lernen. Es trägt ebenso zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden (SDG 3) bei, indem der Umgang mit Tieren nachweislich stressreduzierend wirkt und soziale Kompetenzen stärkt. Die Häufigkeit von Naturbegegnungen und -erfahrungen erhöht auch nachweislich und nachhaltig die Resilienz im Umgang mit der lebendigen Umwelt im Alltag.

Auch nachhaltiger Konsum und Produktion (SDG 12) wird durch das Vivarium greifbar, indem die Schülerinnen und Schüler sich mit ressourcenschonender Tierhaltung, Futterbeschaffung und Abfallvermeidung auseinandersetzen. Gleichzeitig werden die Auswirkungen des Klimawandels (SDG 13) auf Lebensräume direkt erfahrbar – sei es durch veränderte Haltungsbedingungen oder den Einfluss von Temperatur und Feuchtigkeit auf die Tierindividuen (Entwicklung und Fortpflanzung) und Tierarten (Einfluss des Klimawandels auf das Artensterben).

Die Pflege von Aquarien im Schulvivarium trägt zur Bewusstseinsbildung für den Schutz von Leben unter Wasser (SDG 14) bei, während der Erhalt und die Zucht gefährdeter Arten zur Förderung des Lebens an Land (SDG 15) beitragen. Der Einsatz energiesparender Technik, wie LED-Beleuchtung oder automatisierte Klimaregelung, sensibilisiert für bezahlbare und saubere Energie (SDG 7) und zeigt, wie ressourcenschonender Betrieb praktisch umgesetzt werden kann.

Darüber hinaus leistet das Schulvivarium einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung (SDG 11), indem naturnahe Schulhöfe oder Schulgärten gestaltet, lokale Ökosysteme gefördert und Schüler für den Erhalt urbaner Biodiversität sensibilisiert werden. Schließlich spielt auch die Förderung von Innovation und Infrastruktur (SDG 9) eine Rolle, wenn etwa moderne Technologien zur Klimasteuerung oder Wasseraufbereitung im Vivarium zum Einsatz kommen.

Die Bedeutung von Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (SDG 17) zeigt sich im engen Austausch mit Naturschutzorganisationen und den Besuch außerschulischer Lernorte der Wissenschaft (z.B. Universitäten). Solche Kooperationen ermöglichen es, Wissen zu erweitern, Forschung zu unterstützen und gemeinsam neue Strategien für nachhaltige Bildungsarbeit zu entwickeln.

Indirekte Wirksamkeit durch Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung

Die Abbildung zeigt die indirekten Wirksamkeitsbereiche zwischen dem Vivarium und den Nachhaltigkeitszielen, wie sie im nachfolgenden Textabschnitt beschrieben stehen (Zum Vergrößern klicken! Nicht barrierefrei).

Neben diesen direkten Effekten leistet das Schulvivarium auch einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung in Bereichen, die auf den ersten Blick weniger offensichtlich mit der Arbeit in einem Vivarium verbunden sind. Beispielsweise trägt es zu weniger Ungleichheiten (SDG 10) bei, indem es Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder individuellen Voraussetzungen einbindet. Auch Geschlechtergleichheit (SDG 5) wird gefördert, indem Jungen und Mädchen gleichermaßen Verantwortung für die Pflege der Tiere übernehmen und in wissenschaftliche Fragestellungen einbezogen werden. Die Auswahl der Tierarten kann darüber hinaus zur Auflösung von Geschlechterrollen beitragen.

Die Beschäftigung mit nachhaltigen Alternativen in der Ernährung – etwa durch Insektenzucht als alternative Proteinquelle – schafft Bezüge zum Ziel kein Hunger (SDG 2). Der respektvolle Umgang mit Tieren fördert Empathie und soziale Verantwortung, was langfristig zu einem friedlicheren Miteinander und somit zu Frieden, Gerechtigkeit und starken Institutionen (SDG 16) beitragen kann.

Zudem unterstützt das Schulvivarium die Idee einer ressourcenschonenden Wirtschaft und trägt indirekt zu menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8) bei, indem es jungen Menschen Verantwortungsbewusstsein, Disziplin und praxisnahe Fähigkeiten vermittelt, die in vielen Berufsfeldern von Bedeutung sind.

Zusammenfassung

Ein Schulvivarium ist weit mehr als ein Ort der Tierhaltung – es ist ein Modellprojekt für Bildung für nachhaltige Entwicklung, das ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit gleichermaßen erlebbar macht. Durch seinen ganzheitlichen Ansatz sensibilisiert es junge Menschen für den Wert der Natur, fördert verantwortungsbewusstes Handeln und leistet damit einen essenziellen Beitrag zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele im schulischen Kontext.

Fabian Peter Kusterer, 03.02.2025