Wenn Schule die beteiligten Schülerinnen und Schüler zu Demokratie und Verantwortung erziehen soll, muss die Schule im Rahmen von Politischer Bildung und Demokratieerziehung Gelegenheiten bieten, im schulischen Alltag verantwortlich zu handeln und so Selbstwirksamkeit zu erleben. Genau das findet an der Stadtteilschule am Hafen statt.
Partizipative Prozesse werden realisiert und Anerkennung, Selbstwirksamkeit sowie Verantwortungsübernahme sind in der Schulkultur verankert. Denn Anerkennung ist die Voraussetzung für eine als sinnhaft erlebte Teilhabe an Schule. Auf der Seite der SchülerIn schlägt sich Wertschätzung in Gestalt von Selbstwirksamkeit nieder, in dem Gefühl, etwas zu gelten und etwas zu können. Dies wiederum ist die Voraussetzung der Fähigkeit und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Ohne Anerkennung keine Selbstwirksamkeit, ohne Selbstwirksamkeit keine Verantwortungsübernahme. Ohne das Zusammenspiel dieser drei Elemente gibt es keine Teilhabe, keine Partizipation.
Auf der anderen Seite ist es eben diese Partizipation an schulischen Entscheidungen und Prozessen, in der sich wie in einem Brennglas gesellschaftliche Prozesse demokratischer Beteiligung widerspiegeln, durch die Demokratie gelernt und gelebt wird. Und das ist nötiger, denn je, da sich inzwischen bis weit ins intellektuelle und bürgerliche Milieu hinein demokratiefeindliche Positionen ausbilden, die sich angesichts der tiefen sozialen Spaltung, durch welche immer größere Bevölkerungsteile nicht mehr an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben können, verstärken.
In diesem Spannungsfeld entstehen demokratiefeindliche Ideen, werden die Werte des Humanismus negiert, blüht Antisemitismus, Rassismus, Homophobie, Sexismus und Menschenfeindlichkeit. Dem heißt es entgegen zu wirken, indem das Angebot einer alternativen Identifikation mit Humanismus, Demokratie, Emanzipation und Toleranz gemacht wird, um individuelle, interkulturelle und interreligiöse Such- und Auseinandersetzungsprozesse erfolgreich zu
gestalten. Dies gelingt nur durch konkrete partizipative Ansätze in den Strukturen der demokratischen Mitbestimmung in der Schule (SchülerInnenrat, Teilhabe an allen Ebenen der Entscheidungsfindung, etc.), als auch durch partizipative Ansätze des Unterrichts, wie beispielsweise Klassenrat, Lernen durch Engagement oder Projektarbeit.
Der Klassenrat zum Beispiel ist ein basisdemokratischer Ansatz, gemeinsam Verantwortung für das Leben in der Klasse zu übernehmen. Hier wird das eigene Handeln und Verhalten reflektiert, hier werden Gefühle und Probleme der Klasse zur Sprache gebracht. Auch beim „Lernen durch Engagement“ übernehmen Schüler*innen Verantwortung für das Gemeinwohl, indem sie sich für die Lösung einer Aufgabe oder eine Herausforderung im Umfeld der Schule einsetzen. So verbindet sich Verantwortungsübernahme mit sozialem Lernen, und relevantes Handeln mit Aufklärung über den Gegenstand selbst.
Das Projektlernen gehört zu den produktivsten Instrumenten partizipativer Schulprozesse, da es Handlungspraxis und Gegenstandslernen thematisch verbindet. Es führt die handelnde Gruppe mit der sozialen Wirklichkeit, ein Praxisproblem mit dem Unterricht, die Schule mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit zusammen und ist somit ein Musterbeispiel selbstwirksamer Partizipation. Ziel all diesen pädagogischen und schuladministrativen Handelns muss es sein, die (unten abgebildete) „Leiter der Partizipation“ hinaufzusteigen und im Rahmen von Schule zu wahrhafter Partizipation zu kommen und so mündige, emanzipierte, selbstwirksame und zu Demokratie und Verantwortungsübernahme bereite SchülerInnen auszubilden.
Autor: Finn Jagow, Verantwortlicher für Demokratiepädagogik
finn.jagow@sah.hamburg.de